Großanleihe: Griechenland plant Bond in Milliardenhöhe
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Großanleihe: Griechenland plant Bond in Milliardenhöhe
von zazikilover am 29.03.2010 09:55Kurz nach dem Beschluss des EU-Notfallplans will die Athener Regierung die Finanzmärkte mit einer Großanleihe anzapfen. Finanzkreise in Athen erwarten, dass die staatliche Schuldenagentur bereits in dieser Woche an den Markt gehen wird.
ATHEN/LONDON. Das krisengeschüttelte Griechenland will die verbesserte Stimmung an den Märkten nutzen und plant eine neue Anleihe im Volumen von rund fünf Mrd. Euro. Die Laufzeit solle zwischen drei und sieben Jahren liegen, berichten Insider. Über den genauen Zeitpunkt herrscht Unklarheit. Finanzkreise in Athen erwarten aber, dass die staatliche Schuldenagentur (PDMA) bereits in dieser Woche an den Markt gehen wird. PDMA-Chef Petros Christodoulou sagte am Samstag in der „Financial Times“, dass die Emission noch im März erfolgen solle. Später bremste Finanzminister Giorgos Papakonstantinou jedoch, der Zeitpunkt für die Emission stehe noch nicht fest.
Viel Zeit besitzt Athen aber nicht. Seit Jahresbeginn hat die Schuldenagentur Anleihen im Volumen von 18,6 Mrd. Euro begeben. Davon liegen liquide Mittel über 7,2 Mrd. Euro noch in der Kasse. Im April werden allerdings Anleihen über 12,5 Mrd. fällig, im Mai weitere 11,64 Mrd. Daraus ergibt sich für die beiden kommenden Monate ein Refinanzierungsbedarf von knapp 17 Mrd. Euro – die Neuverschuldung nicht mitgerechnet.
Zuletzt hatte Griechenland Anfang März einen Bond über fünf Mrd. Euro begeben. Die Rendite lag allerdings mit 6,25 Prozent rund doppelt so hoch wie bei der vergleichbaren Bundesanleihe. Der Finanzminister hatte zuletzt mehrfach unterstrichen, ein solches Zinsniveau sei auf längere Sicht untragbar und gefährde das Ziel, bis Ende 2012 die Defizitquote unter drei Prozent zu drücken. Mit dem von der EU Ende vergangener Woche aufgespannten Sicherheitsnetz verbindet man in Athen die Hoffnung auf eine günstigere Refinanzierung. Am Freitag fiel der Renditeaufschlag des zehnjährigen griechischen Bonds gegenüber der vergleichbaren Bundesanleihe zeitweilig von 3,28 auf unter drei Prozentpunkte. Mit den Kursgewinnen für die griechischen Bonds reagierte der Markt nicht nur auf den Notfall-Beschluss des Europäischen Rats, sondern auch auf die Entscheidung der Europäischen Zentralbank, über das Jahresende 2010 hinaus Anleihen mit einer schlechteren Bewertung als der Qualitätsnote „A-“ als Sicherheiten zu akzeptieren. Das begünstigt griechische Staatsbonds, die von zwei der drei großen Ratingagenturen nur noch in der schlechteren Kategorie „B“ bewertet werden. Marktbeobachter in Athen erwarten allerdings nicht, dass die Renditen der griechischen Anleihen kurzfristig deutlich fallen; dagegen spreche schon der hohe Refinanzierungsbedarf der kommenden zwei Monate, heißt es. Ein weiterer Rückgang der Renditeaufschläge wird für die zweite Jahreshälfte erhofft. Dann entspannt sich die Lage: Von Juni bis Ende Dezember werden Anleihen über 12,25 Mrd. fällig, also weniger als allein im Monat April.
Allerdings stößt das Rettungspaket für Griechenland bei Großinvestoren und Banken auf Skepsis. Die strukturelle Schwäche der Staatsfinanzen bleibe erhalten, meinen Experten des Vermögensverwalters Schroders. Im schlimmsten Fall drohe dem Land eine Abwärtsspirale aus schwachem Wachstum und steigenden Schulden. Sollte es den Griechen nicht gelingen, ihr Defizit im geplanten Tempo abzubauen, werde das Misstrauen der Märkte schnell wieder aufflammen.
Goldman Sachs glaubt auch nicht an ein schnelles Ende der Griechenland-Krise. Das Land werde Hilfe von außen benötigen, spätestens Ende nächsten Jahres. Goldman erwartet deshalb, dass der Internationale Währungsfonds und die EU Griechenland am Ende mit bis zu 20 Mrd. Euro helfen müssen.
quelle:http://www.handelsblatt.com/finanzen/anleihen/grossanleihe-griechenland-plant-bond-in-milliardenhoehe;2553536