Berliner Theater in Griechenland

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zazikilover
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Berliner Theater in Griechenland

von zazikilover am 11.08.2010 10:53

Epidauros Griechenland ächzt unter der Krise. So muss Yorgos Loukos, der Intendant des Hellenic Festivals in diesem Jahr sein Programm mit einem um 20 Prozent gekürzten Budget stemmen. Und nutzt nun die Krise auf verblüffende Weise als Chance. Denn trotz Streichungen hat Loukos die Eintrittspreise radikal gesenkt. Mit dem Erfolg, dass die Auslastung enorm gestiegen ist – denn viele Griechen leisten sich keinen Urlaub und gehen stattdessen ins Theater.

Auch in der Krise lautet das Zauberwort: Koproduktion. Erneut vertreten ist daher in diesem Jahr auch Thomas Ostermeiers Schaubühne mit der Neuproduktion von Shakespeares "Othello". Jetzt war Premiere im antiken Theater von Epidauros. Dessen steil ansteigende 55 Sitzreihen boten einst 14 000 Menschen Platz. Derzeit sind 10 000 Zuschauer zugelassen. Überwältigend ist nicht allein die Größe von Epidauros. Die zwingende Aura des Orts scheint nichts Kleines zuzulassen. Die Fallhöhe ist hier sozusagen immanent.

Regisseur Ostermeier gab vorab zu Protokoll, dass er gedenke, einen Fremdkörper zu implantieren und einen Kontrapunkt zu setzen. So hat Jan Pappelbaum die Weite des Blicks mit einer Rückwand verstellt, zwei Schiebewände mit Leuchtstoffröhren sorgen für sparsame Verwandlungen, auf der Bühne steht knöcheltief brackiges Wasser.

Marius von Mayenburg hat eine neue, schnörkellose Prosa-Textfassung geschrieben, die anfangs durch Beiläufigkeit amüsiert, aber keinen rechten Ton findet für das große Drama. Zudem hat er die Dramaturgie zugunsten Jagos verschoben.Denn Jago, nicht aber Othello ist das umtriebige Zentrum dieses Abends in Epidauros . Stefan Stern gibt ihn als Entertainer im weißen Glitzer-Sakko. Ein zynischer Netzwerker, der unablässig ins Publikum quasselt und seine Motive erläutert.

Andere bleiben dagegen blass: Sebastian Nakajews Othello pumpt sich vom unsicheren Kraftpaket schnaubend zur Kampfmaschine auf und windet sich in epileptischen Krämpfen. Die rasende Selbstzerstörung rutscht bald ab ins Groteske, was den finalen Szenen bis zum Waterboarding der Desdemona etwas Hilfloses gibt.

Ostermeier erzählt linear, genau und brav am Text entlang. Immer wieder hängt die Spannung jedoch gefährlich durch und die schnoddrige Grundhaltung des Abends lässt wenig Fallhöhe entstehen. Auch das dramatische Schlusscrescendo kann daran nichts mehr ändern.Trotz mediterraner Hitze lässt dieser Othello in der Summe eigenartig kühl.

Quelle: http://nachrichten.rp-online.de/kultur/berliner-theater-in-griechenland-1.95917

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