Thomas Middelhoff (* 11. Mai 1953 in Düsseldorf) ist ein wegen Untreue verurteilter deutscher Manager. Er war von November 1998 bis Juli 2002 Vorstandsvorsitzender des Medienkonzerns Bertelsmann und von Juni 2004 bis Februar 2009 des Einzelhandelskonzerns Arcandor (bis 2007 KarstadtQuelle), der kurz nach seinem Ausscheiden Insolvenz erklären musste; hiervon betroffen waren auch Tochterfirmen wie Karstadt und das Versandhaus Quelle. Das Landgericht Essen verurteilte Middelhoff im November 2014 wegen Untreue in 27 Fällen und Steuerhinterziehung in drei Fällen zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren. Er trat am 13. Mai 2016 seine Haft im offenen Vollzug der Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Senne an und wurde im November 2017 vorzeitig entlassen.
Herkunft und Studium
Aufgewachsen ist Middelhoff als drittes von fünf Kindern einer katholischen Textil-Unternehmerfamilie in Düsseldorf[1] und Ratingen. Nach dem Abitur 1975 studierte Thomas Middelhoff Betriebswirtschaftslehre an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und arbeitete 1980 bis 1983 als wissenschaftlicher Assistent am Münsteraner Institut für Marketing bei Heribert Meffert. Er promovierte 1987 mit einer Arbeit über die Integrierte Planung von Kommunikationssystemen: dargestellt an der Einführung von Btx in einzelhandelsorientierten Filialsystemen und Verbundgruppen.
Bertelsmann
Mohndruck
Middelhoff arbeitete ab 1986 als Assistent der Geschäftsleitung der Graphischen Betriebe Mohndruck in Gütersloh, die zur Bertelsmann AG gehörten. Ein Jahr später wurde er Geschäftsführer der Konzerntochter Elsnerdruck GmbH in Berlin, 1989 Geschäftsführer von Mohndruck. 1990 wurde Middelhoff Vorstandsmitglied der Bertelsmann Druck- und Industriebetriebe. 1994 wurde er in den Vorstand der Bertelsmann AG berufen und übernahm die Leitung der Zentralen Unternehmensentwicklung sowie die Koordination der Multimedia-Geschäfte, wo er sich um die strategische Neuausrichtung des Konzerns im Bereich der elektronischen Unterhaltung kümmerte.
Vorstandsvorsitzender
Von November 1998 bis Juli 2002 war Middelhoff Vorsitzender des Vorstandes der Bertelsmann AG. In dieser Zeit baute er die RTL Group auf, heute der größte Betreiber von werbefinanziertem Privatfernsehen und Privatradio in Europa. Er baute die Buchsparte durch den Kauf von Random House zum Weltmarktführer aus, intensivierte die Internetaktivitäten des Unternehmens, u. a. 1999 durch den Start des internationalen Medienportals BOL (Bertelsmann Online). In seiner knapp vierjährigen Amtszeit verdoppelte sich der Umsatz der Bertelsmann AG. Allerdings verzeichnete Middelhoff auch einige Misserfolge. 2000 beteiligte sich Bertelsmann unter Middelhoffs Führung auf dem Höhepunkt der New-Economy-Euphorie an der Musiktauschbörse Napster, ein Deal, der ihm damals viel Kritik einbrachte. Bertelsmann verließ das Gemeinschaftsunternehmen AOL-Europe im Sommer 2000 nach der Fusion von AOL mit dem direkten Bertelsmann-Konkurrenten Time Warner und verkaufte den 50-Prozent-Anteil für 7,5 Milliarden Euro – der höchste Verkaufserlös, der bis dahin in der Geschichte des Internets erzielt worden war. Middelhoff verließ im Rahmen der Trennung auch den Aufsichtsrat von AOL. Nach dem Platzen der Dotcom-Blase kam es zu ersten Turbulenzen. Das nur mäßig erfolgreiche deutsche Portal von Bertelsmann Online wurde 2002 an buch.de verkauft.
|
Kommentare
Es sind noch keine Kommentare vorhanden!