Sammlung Liebermeister Andromeda kehrt heim nach Griechenland

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zazikilover
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Sammlung Liebermeister Andromeda kehrt heim nach Griechenland

von zazikilover am 22.05.2010 11:16

Starke Steigerungen und Zuschläge beim Glas und ein glückliches Schicksal für John Spencer Stanhopes Andromeda-Gemälde - die fulminanten Ergebnisse der Liebermeister-Auktion bei Neumeister in München.

Von Brita Sachs, München
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22. Mai 2010

Die Sammlung Kurt Liebermeister hielt ihr Versprechen, dem Kunstmarkt ein hoch spannendes Ereignis zu werden, als Neumeister sie jetzt in München auflöste. Vor allem Objekte des Jugendstils hatten den im vergangenen Jahr gestorbenen Mediziner fasziniert, sein Besitz an seltenem Glas, insbesondere aus den Werkstätten von Murano, versetzte von weither angereiste Kenner in Bietfieber. Aber dem Sammler waren stets auch Bilder, Porzellane, Möbel und Schmuck ins sichere Auge gestochen und das nicht nur, wenn sie dem Jugendstil zuzurechnen sind. Textilien etwa, erlesene Teppiche, sowie Gewänder und uralte Fragmente füllten ein eigenes Kapitel in den Kollektionen dieses Liebhabers.

Wie erwartet, legte Glas eine Strecke Bestpreise hin: Gallés honigfarbene Vase „Orchidée brun“ von 1900/1905 mit opak-weißem Blütenüberfang schaffte mit 37.000 Euro die dreifache Taxe. Reizvolle Pâte-de-verre Schöpfungen französischer Meister steigerten sich bis 15.000 Euro hinauf, so viel kostete eine mit kugeligen Blüten umkränzte Vase von Décorchement (Taxe 7500/9000 Euro).

Beides, Liebermeisters Kennerschaft und die hohe Qualität seiner Sammlung, verdankten sich einem frühen Einstieg in die Materie. Bereits in den fünfziger und verstärkt von den sechziger Jahren an fand er, was er damals nur mit wenigen Gleichgesinnten teilen musste, weil es noch fast niemand interessierte - die verrückten Vasen von Umberto Bellotto zum Beispiel: lange, an- und abschwellende Balusterformen mit Ring- oder Volutenhenkeln, die Bellotto in den frühen Zwanzigern erst für Artisti Barovier entwarf, dann für Cappelin & Co.; sämtlich um 3000 Euro geschätzt, kletterten zehn Exemplare auf Preise bis 29.500 und sogar 34.000 Euro.
Bieter-Pingpong um Eierschalporzellan

Die meisten ließ sich der Londoner Kunsthändler Rainer Zietz zuschlagen, der mit Franco Deboni, Autor bekannter Bücher über Muranoglas, in der ersten Reihe saß und, so heißt es, unter anderem im Auftrag einer großen öffentlichen Sammlung kaufte. Als Superstar strich Carlo Scarpa hohe Zuschläge ein, vor allem den Ausreißer des Tages: drei korallrote Fläschchen „Incamiciati“, das größte gerade 17,5 Zentimeter hoch, vierkantig und 1929/30 bei Cappelin produziert. 2000 Euro traute man dem Trio zu; allein es kam zum harten Kampf, und den gewann eine Bieterin aus Venedig glorreich bei 50.000 Euro. So recht erklären können sich diesen Erlös aber auch Experten nicht.
Gespannt folgte der Saal dem Bieter-Pingpong um Rozenburger Eierschalporzellan; die zarten Raritäten gipfelten bei 15.000 Euro (7000/9000) für eine Amphorenvase mit Chrysantemen-Bemalung von Samuel Shellink. Auch zwei Stühle, die Mackintosh 1903 für die Willow Tea Rooms in Glasgow entwarf, machten Furore mit 23.000 und 29.000 Euro (je 6000/7000). Der Auktions-Höchstpreis war aber doch der zweidimensionalen Kunst vorbehalten: Andromeda wie sie in Ketten auf Perseus' Hilfe wartet, gemalt von John Roddam Spencer Stanhope, kam telefonisch auf 242.000 Euro (180.000/200.000) - und unter die Fittiche jenes griechischen Reeders, der überall Auktionatoren glücklich macht.
Max Klingers „Neue Salome“

Edward Burne-Jones' Zeichnung zum Perseus-und -Andromeda-Thema, identifiziert als Vorarbeit zu einer Gouache in der Londoner Tate Gallery, ging für 15.500 Euro (8000/12.000) heim nach England. Max Klingers Nereiden-Malerei von 1884/85 für das Vestibül einer Hamburger Juristenvilla blieb mit 13.000 Euro leicht unter der Erwartung, mehr gelang seiner „Kirschenallee“ von 1907 mit 20.000 Euro (5000/7000), und seine Bronzebüste der „Neuen Salome“ erzielte 16.000 Euro, entsprechend der Obertaxe.

Als drittes Los hatte man die Salome aufgerufen; denn Skulpturen machten überhaupt den Anfang, und der gelang formidabel: Liebermeisters großes Herz für gute Kunst gewährte auch einem prächtigen Hochrelief der Münchner Frührenaissance Unterschlupf in seinem Jugendstilhimmel. Die Anbetung der Könige, geschnitzt vom Meister von Rabenden - den Notnamen dankt er seinem Altar in einem Chiemgau-Kirchlein - verdoppelte die Taxe durch Händler-Engagement auf 70.000 Euro.

Am anderen Ende der Zeitskala warb Ernst Wilhelm Nays 1947 geschaffene Papierarbeit „Dans la campagne“ erfolgreich um Interesse: Ein Privatsammler bewilligte 27.000 Euro (23.000/25.000). „Eine solche Sammlung werden wir in Deutschland nicht so bald wieder zu versteigern bekommen“, vermutet Neumeister-Chefin Katrin Stoll. Dass es ihr gelang, Sotheby's bei der Bewerbung um Liebermeisters Herrlichkeiten auszustechen, verdankt sie der Taktik, die gesamte Kollektion zu versteigern, anstatt, wie die großen internationalen Häuser, nur die allerdicksten Rosinen herauszufischen.

quelle: http://www.faz.net/s/Rub91752F615FDD4CA38DE0AF640EFE4B33/Doc~EAF986606A8D64A7E8491305BD2AC7D4D~ATpl~Ecommon~Scontent.html

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Kefalonitissa
Gelöschter Benutzer

Re: Sammlung Liebermeister Andromeda kehrt heim nach Griechenland

von Kefalonitissa am 22.05.2010 12:01

Und es gibt noch so vieles (zumeist aus Londoner und Berliner Museen), was längst heim nach Griechenland gehörte!!!!

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