Finanzmärkte Griechenland macht sich Stress

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zazikilover
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Finanzmärkte Griechenland macht sich Stress

von zazikilover am 13.07.2010 08:37

Athen. Griechenland wagt sich wieder an den Kapitalmarkt. Erstmals seit die EU und der Internationale Währungsfonds (IWF) im Mai ein 110-Milliarden-Euro-Rettungspaket für das hoch verschuldete Land schnürten, will sich der Athener Finanzminister Giorgos Papakonstantinou rund 1,25 Milliarden Euro mit der Ausgabe von Geldmarktpapieren besorgen. Die Auktion, der eine weitere am 23. Juli folgen soll, gilt als wichtiger Test für die Kreditwürdigkeit des Landes.

Für Griechen-Bonds verlangen die institutionellen Anleger extreme Risikoaufschläge. Auf die geplante Platzierung einjähriger Geldmarktpapiere will Athen deshalb verzichten und nur zinsgünstigere Wechsel mit sechsmonatiger Laufzeit begeben. Die Milliardenkredite der EU und des IWF, die über die nächsten drei Jahre in mehreren Raten ausgezahlt werden, sollen es der Athener Regierung ermöglichen, fällige Anleihen zinsgünstig außerhalb des Kapitalmarktes zu refinanzieren. Für die Tilgung kurzfristiger Schatzwechsel soll Athen jedoch den Kapitalmarkt in Anspruch nehmen, so die Vereinbarung mit EU und IWF.
Im Juli werden Geldmarktpapiere im Volumen von knapp 4,6 Milliarden Euro fällig. Marktteilnehmer erwarten für die heute zu platzierenden Sechsmonatspapiere einen Zins von etwa fünf Prozent. Das entspräche etwa dem Satz, den Griechenland auch für die auf drei Jahre ausgelegten EU- und IWF-Hilfskredite zahlen muss. Die jetzt fälligen Sechsmonatspapiere hatte Finanzminister Papakonstantinou allerdings im Januar noch zu 1,38 Prozent begeben können. Das zeigt: Die Finanzmärkte schätzen Griechenlands Lage heute weitaus kritischer ein, trotz des mittlerweile aufgespannten Rettungsschirms.

Die geplante Platzierung der Jahres-Schuldverschreibungen hatte die staatliche Schuldenagentur PDMA deshalb bereits vergangene Woche abgeblasen. Denn Sondierungen ließen einen Zins in der Größenordnung von sieben Prozent erwarten. Das war dem Finanzminister zu viel. Außerdem hätte er befürchten müssen, nicht genügend Abnehmer für die Papiere zu finden. Das wäre an den Märkten als neues Misstrauensvotum aufgenommen worden. Wie groß die Furcht vor einem drohenden Zahlungsausfall Griechenlands ist, zeigen die Kurse der zehnjährigen Bonds. Ihre Rendite liegt bei fast elf Prozent. Das entspricht einem Risikozuschlag von mehr als acht Prozentpunkten gegenüber der vergleichbaren Bundesanleihe.

Dabei hat Griechenland bei der Umsetzung der Spar- und Reformauflagen greifbare Erfolge vorzuweisen. Das Misstrauen hat andere Gründe: Bis die Verschuldung von heute rund 130 Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf erträgliche Größe abgebaut ist, wird mindestens ein Jahrzehnt vergehen - Etatdisziplin vorausgesetzt. Außerdem wird immer noch kräftig gegen Hellas spekuliert. Wenn die Renditen der Anleihen bis 2012 nicht deutlich fallen, könnte tatsächlich der Zahlungsausfall eintreten - oder das nächste Hilfspaket fällig werden.

Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktuell/2840854_Griechenland-macht-sich-Stress.html

Antworten Zuletzt bearbeitet am 13.07.2010 08:38.

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