Wohin geht Griechenland?

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Kefalonitissa
Gelöschter Benutzer

Wohin geht Griechenland?

von Kefalonitissa am 05.08.2010 00:34

Hier eine Meldung aus der heutigen englischsprachigen Ausgabe der griechischen Zeitung Kathimerini. Es ist eine Nachricht, die die EU und den IWF so gar nicht interessieren wird, denn für diese geht es ja immer nur um Rückzahlung, Kredittilgung, Maßnahmenkataloge etc. :-)

Rate of suicides has ‘doubled’
The past few months have seen a sharp rise in the number of people taking their own lives, according to a nongovernmental organization that runs a helpline for those considering suicide.
According to Aris Violatzis of the NGO Klimaka, the number of suicides “have doubled if not tripled” over the past year. Violatzis said the rate had increased to more than two suicides per day this year, as compared to one per day in 2009. And these are just the suicides that are recorded, Violatzis said, adding that the real number was likely to be higher as the stigma attached to suicide means they are often not reported.
Klimaka, which operates the 1018 telephone helpline, said it was receiving around 25 calls a day, compared to an average of 10 per day last year.
According to Violatzis, many of the victims are “men who are no longer earning enough money to provide for their families and feel they no longer have a role to play – people who are going through an identity crisis

Kurze Übersetzung:

Die Selbstmordrate in Griechenland hat sich “verdoppelt“
In den vergangenen Monaten gab es einen massiven Anstieg bei der Anzahl der Leute, die Selbstmord begehen. Dies gab die Organisation Klimaka bekannt, die eine telefonische Hotline für Selbstmordgefährdete unterhält. Nach Aussage der Organisation hat sich die Selbstmordrate verdoppelt, wenn nicht gar verdreifacht.
Zur Zeit nehmen sich in Griechenland täglich 2 Menschen das Leben. Im Jahr 2009 war es nur ein Mensch pro Tag. Und die Zahlen beziehen sich natürlich nur auf die Selbstmorde, die registriert wurden. Es wird davon ausgegangen, dass die tatsächliche Anzahl der Selbstmorde in Griechenland noch höher ist, aber da ein Selbstmord in Griechenland immer noch mit einem Stigma behaftet ist, werden nicht alle Selbstmorde aufgezeichnet.

Bei der Hilsorganisation gehen dieses Jahr durchschnittlich 25 Anrufe pro Tag ein, im letzten Jahr waren es nur 10 Anrufe täglich.

Laut Aussage der Hilfsorganisation sind viele der Opfer „Männer, die nicht länger genügend verdienen, um ihre Familien ernähren zu können und die sich jetzt total nutzlos fühlen“, es sind Menschen, die unter einer starken Identitätskrise leiden.

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Ja, Arbeitslosigkeit - das Thema in Griechenland. Man kann mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass sich die Arbeitslosenzahl im kommenden Herbst/Winter noch massiv verstärken wird.
Beispiele?

1. Letzte Woche haben wir noch mit einem Bekannten bei Bosch in Koropi/Athen telefoniert. Alles war bestens. Heute rufen wir kurz an und erfahren, dass er zusammen mit noch ein paar Anderen am Montag entlassen wurde. Einfach so, von einem Tag auf den anderen. Aufgrund von "Umstrukturierungen in der Firma" :-(

2. Vor 10 Tagen ruft uns ein Freund aus der Nähe von Drama an. Er ist Berufsschullehrer für Elektrotechnik. Jetzt wurden alle zum Chef gerufen und es wurde ihnen mitgeteilt, dass die Schule Geld sparen muß (Anweisung aus Athen). Statt 1.000 Euro im Monat sollen sie jetzt nur noch die Hälfte, also 500 Euro im Monat bekommen. Wer zustimmt, behält seinen Job. Wer nein sagt, darf gehen. :-(

3. Überall Schilder in Griechenland mit "Zu Verkaufen" oder "Zu Vermieten". Geschäfte, Restaurants, Tankstellen sind geschlossen. So viele wie nie zuvor.

Das ist die schöne neue Arbeitswelt in Griechenland. :-(

Habt ihr ähnliche Beispiele?

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