Lasst Griechenland einfach pleitegehen

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zazikilover
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Lasst Griechenland einfach pleitegehen

von zazikilover am 01.07.2010 08:58

Kommentar Das EU-Rettungspaket hat Griechenland nicht helfen können. Nun wird es Zeit für eine geordnete Umschuldung - zumal es weniger Probleme geben würde als bei anderen Ländern. von Nouriel Roubini
Nouriel Roubini ist Professor an der Stern School of Business der Universität von New York
Es ist höchste Zeit einzugestehen, dass Griechenland nicht nur unter einer Liquiditätskrise leidet - es steht auch vor einer Insolvenzkrise. Die Ratingagenturen haben damit begonnen, die Schulden des Landes auf Ramschniveau herunterzustufen, die Zinsabstände auf griechische Staatsanleihen haben vergangene Woche neue Höchststände erreicht. Das 110 Mrd. Euro schwere Rettungspaket, auf das sich Europäische Union (EU) und Internationaler Währungsfonds (IWF) im Mai geeinigt haben, zögert die unvermeidliche Staatspleite nur hinaus und lässt das Risiko steigen, dass die Insolvenz ungeordnet verläuft. Stattdessen ist jetzt eine geordnete Umschuldung vonnöten.

Der Wirtschaftsprofessor Nouriel Roubini
Griechenland hatte sich im Gegenzug für die Rettung zu einem Sparkurs in Höhe von zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) verpflichtet. Dies würde die Rezession des Landes verlängern. 2016 läge Griechenlands Schuldenquote gegenüber dem BIP immer noch bei 148 Prozent. Unter diesen Umständen würde wahrscheinlich schon ein kleiner Schock eine weitere Schuldenkrise auslösen.
Für Argentinien endete die Krise von 1998 bis 2001 in einer ungeordneten Insolvenz. Zu Beginn belief sich das argentinische Haushaltsdefizit auf drei Prozent des BIPs - das griechische liegt bei 13,6. Argentiniens Staatsverschuldung betrug 50 Prozent des BIPs, die Griechenlands liegt derzeit bei 115 Prozent, Tendenz steigend. Argentinien hatte ein Leistungsbilanzdefizit von zwei Prozent des BIPs, das der Griechen beläuft sich inzwischen auf zehn Prozent. Wenn Argentinien insolvent war, dann ist Griechenland insolvent zum Quadrat oder hoch drei.
Diejenigen, die sagen, Griechenland könne einer Umschuldung entkommen, verweisen auf Sparmaßnahmen in Belgien, Irland und Schweden in den 90ern. Doch dort wurde über einen längeren Zeitraum gespart und während langer Wachstumsperioden bei fallenden Zinssätzen und der Abwertung der Währungen.
Wieder andere sind der Ansicht, dass eine Umschuldung den europäischen Banken, die den Großteil griechischer Schuldtitel besitzen, massive Verluste beschert. Eine vorbeugende Umschuldung könnte diesen Schaden jedoch in Grenzen halten. Sie aufzuschieben wird ihn nur verschlimmern. Wie die Krise Argentiniens und die Russlands 1998 gezeigt haben, beugt Hilfe durch den IWF einer letztendlichen Zahlungsunfähigkeit nicht vor. Tatsächlich kann sie dem Land und dessen Gläubigern im Falle einer Insolvenz noch größeren Schaden zufügen. Anleger, deren Forderungen bald fällig werden, kommen zunächst oft ungeschoren davon, da die IWF/EU-Hilfe ermöglicht, sie voll auszuzahlen. Tritt jedoch die Zahlungsunfähigkeit ein, sind die Verluste der verbleibenden Gläubiger noch höher, weil öffentliche Gläubiger als Erste bedient werden. Kurz gesagt: Geordnete Umschuldungen sind für die meisten privaten Gläubiger, das Schuldnerland und multilaterale Institutionen besser als eine verpfuschte Rettung à la Argentinien - wie 1999 in Pakistan und der Ukraine sowie 2002 in Uruguay. Bittere Pille Umschuldung könnte versüßt werden
Diese Länder haben ihre Schulden umstrukturiert, indem sie alte Verbindlichkeiten gegenüber Gläubigern in neue Vereinbarungen umtauschten, mit denen die Rückzahlungszeit um viele Jahre verlängert wurde. Zugleich wurde eine Obergrenze für die Zinssätze auf diese neuen Anleihen festgelegt, sie lagen unter Marktniveau. Wichtig dabei ist, dass der gesamte Nennwert der Schulden nicht reduziert wurde.
Gesteht man Ländern eine längere Rückzahlungsfrist zu und greift ihnen mit großzügigen Zinssätzen unter die Arme, bedeutet dies natürlich für die Gläubiger Einbußen. Aber sie sind viel geringer als bei einer direkten Insolvenz. Da der Marktwert der bestehenden Schulden ohnehin bereits eingebrochen ist, wird es keine zusätzlichen Abschreibungsverluste geben.
Die Umschuldung Griechenlands müsste sogar noch einfacher werden als für Pakistan, Uruguay und die Ukraine. In den drei Schwellenländern wurden Staatsschulden hauptsächlich in ausländischen Rechtsräumen ausgegeben - in London und New York. Dadurch entstand das Risiko, dass die Gläubiger nicht einlenken, sondern ihr Geld einklagen, da vor ausländischen Gerichten die Immunität von Ländern begrenzt ist. Im Fall Griechenlands jedoch wurden 95 Prozent der Schulden in Griechenland selbst ausgegeben. Die dortigen Gesetze reduzieren das Risiko, dass die Gläubiger nicht nachgeben, sehr deutlich.
Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass die meisten Banken, die Schuldtitel Griechenlands halten, diese Titel bis zur Fälligkeit halten und nicht damit handeln wollen. Solange der Nominalwert der Schulden nicht sinkt, können die Kreditinstitute weiterhin so tun, als würden sie für jeden Euro 100 Cent erhalten, obwohl der tatsächliche Marktwert geringer ist.
Die bittere Pille Umschuldung könnte versüßt werden beispielsweise durch Kreditaufstockungen seitens des IWF und der EU. Natürlich wäre es besser, die Gläubiger jetzt mit einer geringen Summe aus den öffentlichen Kassen zu einem vorbeugenden Geschäft zu bewegen, als ein 110-Mrd.-Euro-Paket darauf zu verschwenden, später die unvermeidliche Umschuldung zu verhindern. Diese öffentlichen Gelder könnte man besser nutzen, etwa zum Schutz anderer angeschlagener Euro-Zonen-Länder wie Spanien, deren Schulden unter noch größeren Druck geraten könnten.
Unter dem Strich ist eine geordnete Umschuldung der griechischen Staatsschulden für Schuldner wie Gläubiger machbar und erstrebenswert. Sie ist unvermeidbar, will Europa eine Ausweitung der Krise vermeiden.

Quelle: http://www.ftd.de/politik/europa/:schuldenkrise-lasst-griechenland-einfach-pleitegehen/50136995.html

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csluyuan

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Beiträge: 9

Re: Lasst Griechenland einfach pleitegehen

von csluyuan am 06.04.2013 11:28

Paket darauf zu verschwenden, später die unvermeidliche Umschuldung zu verhindern. Diese öffentlichen Gelder könnte man besser nutzen, etwa zum Schutz anderer angeschlagener Euro-Zonen-Länder wie Spanien, deren Schulden unter noch größeren Druck geraten könnten.
Unter dem Strich ist eine geordnete Umschuldung der griechischen Staatsschulden für Schuldner wie Gläubiger machbar und erstrebenswert. Sie ist unvermeidbar, will Europa eine Ausweitung der Krise vermeiden.


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